Arztbewertungsportale sind für Patienten (fast) sinnlos

1)  Den Portalbetreibern bringen sie Werbeeinnahmen und den dort werbenden Ärzten zusätzliche Patienten. Daß in allen Bewertungsportalen sehr viele Ärzte eine „1“ oder „1,1“ erhalten, und fast der gesamte Rest besser als „2“ (egal welche Fachrichtung und Stadt) ist absurd. Sinnlos sind die Noten auch, weil „Praxisentertainment“, „Wartezeit im Wartezimmer“ oder „Freundlichkeit“ gleichgewichtig zählen wie Behandlungsqualität.  Portale geben m.E. noch nichtmal einen vagen Anhaltspunkt um einen guten Arzt zu finden. Womöglich sind Ärzte jenseits der „1,4“ überwiegend Jene, die sich nicht laufend um „Bereinigung“ erhaltener Bewertungen bemühen? Bei Sanego erhalten Bewerter auf Nachfrage sinngemäß eine Email: „Unsere Qualitätssicherungssoftware empfiehlt diese Bewertung zur Zeit nicht.“ Aber diese Portale sind für Patienten nur f a s t sinnlos….
Auf jameda.de wird der TÜV zitiert: „jameda hat uns bei Nutzerfreundlichkeit, Manipulationsschutz sowie der Aktualität und Vollständigkeit der Daten rundum überzeugt.“ Michael Boms, Lead Auditor TÜV Saarland.  Wie soll dieser angebliche „Manipulationsschutz“ funktionieren? Ob der Patient tatsächlich bei diesem Arzt in Behandlung war weiß nur dieser Arzt. Denn die ärztlichen Abrechnungsstellen werden deren Daten keinesfalls diesen Portalen zur Verfügung stellen. Der Arzt kann folglich problemlos seine Angestellten oder Freunde bitten, Bewertungen zu schreiben.
Die Ansicht/Darstellung der Bewertungen ist meist sehr unübersichtlich, schlechtere Bewertungen versteckt. Auch nach „Alle anzeigen“ erscheinen i.d.R. nicht alle Bewertungen. ZT ist dann ein Klick auf einen winzigen Text „auch nicht empfohlene Bewertungen anzeigen?“ nötig. So war es mit meiner Bewertung des Kieferchirurg Dr.E(OBEN „Roter Faden“), auch als Das 12/2013 die Aktuellste war. Dr.E beschwerte sich 9/2014 bei Jameda. Fürchtete er, ich würde auf eine von ihm veranlaßte Löschung hin ihn doch noch Anzeigen? Dr.E wußte sicher seit 12/2013 von meiner Bewertung, denn Ärzte erhalten sicher von Jameda eine Email: „Sie wurden soeben bewertet“….

2)  Nach der Beschwerde des Dr.E bei Jameda bat mich Jameda also per Mail, meine Bewertung zu „bestätigen“ xxjamend(Bemerkenswert in der Jamedamail: „Tatsachenbehauptungen in Bewertungen sind nicht vom Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt“ . Gemeint ist wohl, daß wenn der Patient eine Tatsache behauptet und w e n n der Arzt die Behauptung bestreitet, dann darf der Patient Das nicht weiter behaupten. Denn normalerweise kann der Patient fast Nichts belegen. Während der Arzt seine Patientenkartei „passend“ machen könnte um seine Darstellung zu „belegen“)

Zum Bestätigen mußte ich Die erneut schreiben:„Schildern Sie uns in wenigen kurzen Sätzen Ihre Erfahrungen mit Dr.E“ Das dürfte Manchem (für Etwas was lange erledigt schien) zuviel Aufwand sein. Zumal falls diese Jameda-Mail übersehen wird löscht Jameda die bereits vor Langem veröffentlichte Bewertung nach vierzehn Tagen. Außerdem enthalten die Mails jeweils auch Hinweise daß ggf. der Rechtsanwalt des Arztes Daten einsehen kann. Vielen Patienten macht Das natürlich Angst, gerade jungen Menschen. So wie sicher ohnehin Viele aus Angst überhaupt nicht negativ bewerten, denn natürlich erkennt der Arzt bei einer fundierten -also detaillierten- Bewertung (Angabe des Behandlungszeitpunktes ist ebenfalls Pflicht) , um welchen Patienten es sich handelt.

Außerdem ist davon auszugehen, daß viele Patienten voreilig positiv bewerten, zT auch aufgrund der Abhängigkeit von ihrem Arzt. Ob die Behandlung gut war und nachhaltig, und ob kein anderen Schäden dabei entstanden kann zB beim Zahnarzt eigentlich erst nach Jahren vom Patienten beurteilt werden, wenn überhaupt….(Sinnlosbehandlungen usw., Beitrag „Arztpraxis…“ 2/2014)

3)  Ärzte sind vor Negativbewertungen nach Spätfolgen(von Fehlbehandlungen) geschützt. So ähnlich auch in meinem Falle obiger Dr.E. Nachdem ich also meine Bewertung auf Jamedas Wunsch hin nochmal bestätigt=nochmal hochgeladen hatte erhielt ich sofort eine Antwort von Jameda: „Bewertung kann nicht berücksichtigt werden“ weil Bewertung nach mehr als vier Jahren erfolgte. Egal was die Ursache ist und was für ein Zirkus seitens Weiterbehandlern mit dem Patienten veranstaltet worden ist(GANZ OBEN „Roter Faden“) und egal wie der u.U. von Weiterbehandlern hinters Licht geführt worden ist, wie der Patient jetzt an der Fehlbehandlung leidet usw. Ich erhielt ja erst im Januar 2013 das MDK-Gutachten(lt. dem E Alles falsch machte) . Statt darauf hinzuweisen wann/welche Bewertungen nicht berücksichtigt werden wirbt Jameda umgekehrt mit „Aktualität“ der Bewertungen. Die Gesamtnote des E kletterte nach Löschung meiner Bewertung von 2,8 auf jetzt 1,9.
Bewertungsportale bieten also m.E. Auch keine Möglichkeiten, sich gegen Schlechtbehandlungen zu wehren. Ärzte regen sich lediglich deshalb über die Portale auf, weil die scheinbar stattfindende „Bereinigung“(siehe Notendurchschnitt) zeitaufwändig ist.[siehe neuer Beitrag Jameda BGH 3/2016] Zum Thema „Strafanzeige gegen Arzt“ schrieb ich bereits („Soll ich meinen Arzt anzeigen?..“ 1/2014) . Und Schadensersatzklagen seitens Patienten sind eine harte Nuss, dazu schrieb ich bereits. Falls Ihr Arzt super ist bringt es dem Nichts falls Sie ihn entsprechend bewerten. Weil praktisch alle Anderen angeblich ebenfalls super sind, Niemand kann sich mit einer „1,1“ mehr herausheben.

Selbst Fr.Dr.S(OBEN „Roter Faden“) verfehlt eine glatte „2“ nur wenig. Klinik X(OBEN „Roter Faden“) ist bei Jameda allerdings seit Jahren schlechter als „4“. Das ist vermutlich der einzige Nutzen der Arztbewertungsportale für Patienten: Die Portale enthalten die verborgene Warnung vor besonders schlechten Ärzten: Bei Ärzten/Kliniken schlechter als „2“ liegt nahe daß sich offenbar in Wirklichkeit viele negative Bewertungen angehäuft haben. Da bei Jameda sonst fast alle Note „1“ haben.

Daß ich insbesondere Jameda nenne hat keine tiefere Bedeutung, Jameda fällt nicht negativ heraus, ich kenne schlichtweg Jameda am Besten. Es gibt auch sanego, docinsider, dialo, yelp usw.

Achtung: Es gibt seit Kurzem Bewertungsplattformen der AOK: weisse-liste.arzt.aok-arztnavi.de, dort können nur deren Versicherte bewerten, aber auch Nichtversicherte die Ergebnisse einsehen. Ich werde beobachten wie sich dort die Bewertungen entwickeln. Informativ sind die „Kliniklotsen“, in denen ersichtlich ist, welches Krankenhaus in einer bestimmten OP wie erfahren ist(Fallzahlen).

Nur zu gern hätten viele Menschen die Möglichkeit über Bewertungsportale einen guten Arzt zu finden. Die gegenwärtigen Portale in Deutschland sind dafür völlig sinnlos. Will ich lediglich wissen welche Ärzte in meiner Wohnumgebung praktizieren, benötige ich kein Bewertungsportal. Dafür gibt es seit Langem die Suchmasken auf den Websiten der Kassenärztlichen Vereinigung, kassenzahnärztliche Vereinigung, der Zahnärztekammern usw. Dort kann (so wie auf den Portalen) die gewünschte PLZ, Stadtteil oder gewünschte Zusatzqualifikationen usw. gewählt werden.
Liege ich falsch? Korrigieren Sie mich im Kommentar.

(PS: Man kann eine „Google-Bewertung“ schreiben. Dazu müssen Sie einen google+-Account haben. Googelt jemand nach dem Arztname erscheint die Info daß der Googlebewertungen erhalten an vorderster Stelle, kann dann von Jedem angeklickt und gelesen werden. Bewertete Personen können jedoch soweit ich weiß ohne Probleme google zur Löschung veranlassen. Und überlegen Sie sich vor Schlechtbewertungen grundsätzlich dennoch ob Ihr Arzt das verdient hat!)

Mehr über Jameda (bzw. Arztbewertungsportale) in der Kathegorie „Über Jameda“, siehe rechts Oben im Randfeld. Dort zB mein Nachweis, wie einfach bei Jameda Betrug funktioniert.

4 Gedanken zu „Arztbewertungsportale sind für Patienten (fast) sinnlos

  1. Hallo,
    nach meiner wahrheitsgemäßen leider negativen Bewertung behauptete der Arzt, dass die Behandlung nie stattgefunden hat. Nachdem ich einen Beleg für die Behandlung eingereicht habe, hatte ich kurze Zeit später einen Brief vom Anwalt erhalten mit der Aufforderung die Bewertung zu löschen…. sonst…!!!
    ANTWORT/HINWEIS: Der Anwalt schrieb, die Bewertung enthalte falsche Tatsachenbehauptungen. Und naturgemäß kann der Patient deren Richtigkeit fast nie beweisen. Der Anwalt schrieb: Ich fordere Sie auf den Beitrag bis …. zurückzuziehen. Im Fall des fruchtlosen Fristablaufs werde ich meinem Mandanten [Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie] empfehlen, gegen die weitere Veröffentlichung im Wege der einstweiligen Verfügung gerichtlich vorzugehen.

    Das habe ich nach telefonischem Anraten von Jameda dummerweise zunächst getan. Dann habe ich meine Meinung geändert, die Bewertung erneut abgegeben, welche nun nicht veröffentlicht wird, mit der Begründung, ich habe den Arzt bereits bewertet..! Ich vermute ebenfalls, dass viele Ärzte den kostenpflichtigen Premium Account haben…, den ich natürlich nicht habe. Interessant ist auch, wie viele Kanzleien im Internet ihre Hilfe anbieten, unerwünschte Kommentare zu löschen…
    ANTWORT: Ja es gibt diverse Firmen die sich zB für Ärzte um die Pflege der „Internetreputation“, also des Ansehens, „kümmern“. ZB wöchentlich im WWW suchen was über den Arzt zu finden ist.

  2. Der Beitrag ist völlig richtig. Ärztebewertung ist sinnlos. Passt dem Arzt die Bewertung nicht, zweifelt er sie an. Und sofort wird sie bei Jameda heraus genommen, obwohl weder beschimpft noch beleidigt wurde, sondern nur selbst erlebte Tatsachen berichten wurden. Und wie schon berichtet: gegen den Arzt kommt man nicht an. Nur Lobhudeleien sind erwünscht, ein ehrlicher Bericht nicht. Schade um die Zeit, die man für die Bewertung aufgewandt har.

  3. Sinnlose Portale-schade um die Zeit, die man für eine Bewertung investiert.
    Besser ist die weisse Liste, noch besser allerdings die Mundpropagnada.

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